Bericht des Vernetzungstreffens in Hamburg: Der Norden formiert sich

Auf Einladung von unseren Bundessprechern Ulla Wolfram und Gerhard Lein (beide Hamburg) und dem Landtagsabgeordneten Tobias von Pein (Schleswig-Holstein) trafen sich Säkulare Sozis aus dem Norden am 4. Oktober in Hamburg. Themen des Tages waren unter anderem die Vorbereitung des Bundestreffens, eine Beschäftigung mit integrativem Religionsunterricht und das gescheiterte Vorhaben eines Gottesbezuges in der Landesverfassung Schleswig-Holsteins.

Ulla Wolfram stellte die Arbeit des bundesweiten Sprecherkreises vor, in dem sie und Gerhard Lein für den Norden tätig sind. Ein personeller Kontakt für Schleswig-Holstein (SH) wurde angeregt. Hier erklärte John-Hendrik Paulsen aus Handewitt (bei Flensburg) seine Bereitschaft. Des weiteren stellte Ulla die Bemühungen um Unterstützer-Persönlichkeiten für die neugestaltete Homepage der SäkuS vor, für die aus Hamburg Hildegard Jürgens und Dr. Christel Oldenburg gewonnen werden konnten.

Tobias von Pein erläuterte kurz den (gescheiterten) Versuch, in der Landesverfassung SH einen Gottesbezug hinein zu formulieren. Der Landtag hatte im letzten Jahr dieses Begehren mit knappster Mehrheit zurückgewiesen. Derzeit sind – trotz der Kräfteverschiebung nach den Landtagswahlen – keine Bestrebungen erkennbar, einen neuen Versuch zu starten. Die schnelle und sehr große Mobilisierung im kirchlich-religiösen Bereich habe ihn aber doch erstaunt.

Wolf E. Merk ging auf die Diskussion um den „Religionsunterricht für alle“ im Rahmen der Aktivitäten des jüngst gegründeten Säkularen Forums Hamburg e.V. ein. Dieser Religionsunterricht wird in Hamburg nahezu ausnahmslos, auch im geschlossenen Klassenverband der Jahrgänge 1 – 4 Grundschule und 5 + 6 Sekundarschule, durchgeführt. Nach Religionsmündigkeit der Schüler gibt es ab Jahrgang 9 ein alternatives Angebot.

Dabei wurden die beiden Pole a) pädagogischer Wert eines gemeinsamen Unterrichts im gesamten Klassenverband beim Religionsunterricht für alle und b) der Unterricht bleibt ein Unterricht, der –weil juristisch „in evangelischer Verantwortung“ – trotz zukünftiger Überarbeitung der Lehrpläne und Öffnung für muslimische Religionspädagogen für Teilaspekte der Tatsache nicht Rechnung tragen kann, dass die Hälfte der Stadtbevölkerung mittlerweile konfessionsfrei ist. Die Ansprüche der Hälfte aller SchülerInnen der Klassen 1 – 6 wird bei Teilnahme an diesem Unterricht nicht wertfrei religions- und weltanschauungskundlich unterrichtet, sondern in Verantwortung von Religionsgemeinschaften. Es gibt Zeichen liberaler Öffnung, z.B. durch Einladung des Säkularen Forums zum entsprechenden Fachkongress der Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg.

Derzeit wird seitens des Säkularen Forums juristisch geprüft, ob es in Hamburg die Möglichkeit geben könnte, die im GG, Art. 7 (3)1 erwähnten „bekenntnisfreien Schulen“ auch in Hamburg auf Wunsch einzuführen. Dazu würde es vermutlich einer Schulgesetzänderung bedürfen.

Das Treffen im Norden soll zukünftig zweimal im Jahr, möglichst mit interessanten Themen und zugkräftigen Referenten, stattfinden.