„Christenquote“ und Glauben in Deutschland

Ein aus meiner Sicht sehr wichtiger Beitrag aus dem alten ersten SPD-Net-Forum, von Amardeo Sarma aus 2010. Es sind Daten für die für uns wichtige Diskussion: 

 

Angesprochen wurde schon die Tatsache, dass es in Deutschland etwa 34 Prozent Konfessionslose gibt gegenüber je etwa 30 Prozent Mitglieder der evangelischen oder katholischen Kirche. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit, denn nicht jede(r) Konfessionslose(r) ist ungläubig und nicht jedes Mitglied einer Kirche gläubig. Und auch diesen Zahlen sagen noch nichts darüber aus, ob jemand eine säkular humanistische Ansicht hat, dass Werte, Normen und Ethik vom Menschen ohne „höhere“ Instanz kommen sollten.

Die Informationen von FOWID kann ich hier empfehlen, die einige sehr interessante und vielleicht auch überraschende Informationen parat haben:

 

– The „Christenquote“ (Zustimmung zur Aussage „Es gibt einen persönlichen Gott“) liegt bei 24% (2002), dabei sind 4% der Konfessionslose Christen in diesem Sinne

– Die „Atheistenquote“ (Zustimmung zur Aussage „Ich glaube nicht, dass es einen persönlichen Gott, irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht gibt“) liegt *höher* – bei fast 26%, dabei sind über 20% der Mitglieder der evangelischen Kirche Atheisten und 9% der Mitglider der Katholischen Kirche.

– Zur Ergänzung: Der Rest von etwa 50% stimmen einem der beiden übrigen Thesen zu „Es gibt irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht“ (pantheistisch oder deistisch) und „Ich weiß nicht richtig, was ich glauben soll“ (agnostisch oder habe keine Meinung).

 

Für Laizistinnen oder Laizisten ist insbesonder die (säkulare) Humanistenquote von Interesse, diejenigen also, die sich unabhängig von der Frage der Existenz eines Gottes oder eines höheren Wesens das Leben, Ethik, Moral und Normen vom Menschen heraus und ohne höhere Instanz gestalten wollen.

 

Zur Frage (2007): „Die Menschen prägen unterschiedlich Lebensmodelle und -auffassungen. In wieweit trifft die folgende Lebensauffassung auf Sie persönlich zu: ‚Ich führe ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben frei von Religion und den Glauben an einen Gott, das auf ethischen und moralischen Grundüberzeugen beruht.‘ Trifft diese Lebensauffassung auf Sie persönlich voll und ganz, überwiegend, eher nicht oder überhaupt nicht zu?“.

Zustimmend sind insgesamt 56% (inklusive Antwort „überwiegend“), davon 21%, die mit „voll und ganz“ antworten.

 

Also: Wir sind keineswegs eine Minderheit. Die Zeit ist reif für einen säkularen Humanismus, die sich auch in der Politik wiederspiegelt. Wer sonst als die SPD, die aus der Tradition des Humanismus, der Aufklärung und der Arbeiterbewegung kommt, sollte dies aufgreifen?

 

Amardeo Sarma