„Von Bebel bis Benedikt“ – Workshop auf dem Alternativen Kirchentag in Dortmund

August Bebel (1840-1913)

Die säkulare Szene in NRW hat in diesem Jahr ein vielfältiges Alternativprogramm zum evangelischen Kirchentag im Juni entwickelt. So veranstaltet die Initiative „Religionsfrei im Revier (RIR)“ in Zusammenarbeit mit gbs und IBKA wieder einen „Ketzertag“, auf dem die kritischen Töne überwiegen (Programm). Der in Dortmund ansässige Humanistische Verband NRW feiert seinen traditionellen „Humanistentag“ zur Sonnenwende mit einem bunten Straßenfest und zahlreichen Werkstattgesprächen zur selbst bestimmten, durch weltliche Ethik geprägten Lebensführung. Die Säkularen Grünen diskutieren über die überfällige Abschaffung der Staatsleistungen, und auch die Säkularen Sozis sind diesmal mit dabei:

Geplant ist – quasi als Grundlagenarbeit für die säkulare Szene – ein Blick in die Geschichte des Verhältnisses zwischen der Sozialdemokratie und den Religionen / Kirchen. Die SPD war ja seit ihrer Gründung bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine dezidiert säkulare Partei, die bei den Beratungen zur Weimarer Reichsverfassung und zum Bonner Grundgesetz gegen die klerikalen Kräfte in Zentrum und später CDU eine klarere Trennung von Staat und Kirche durchsetzen wollte. Das Resultat war nur ein Kompromiss.

Mit dem Godesberger Programm 1959 änderte sich die religionspolitische Linie: die SPD öffnete sich für die Kirchen, erst für die evangelische, dann für die katholische, später für Muslime. Im Hamburger Programm von 2007 erreichte die religions- und kirchenfreundliche Programmatik ihren Höhepunkt; die säkulare Traditionslinie wurde marginalisiert.

Der Bonner Historiker Dr. Klaus Gebauer, Mitglied im Sprecherkollegium der Säkularen Sozis, möchte diese Entwicklung anhand der Lektüre ausgewählter Quellen rekonstruieren.

Diskutiert werden u.a. Auszüge aus religionskritischen Bebel-Texten sowie das sozial-demokratisch geprägte preussische Gesetz zum Religionsunterricht aus der Revolutionszeit 1918.

Die religionspolitischen Reformforderungen aus dem Heidelberger Programm von 1925 werden den affirmativen Positionen aus dem Hamburger Programm von 2007 gegen-übergestellt.

Schließlich soll anhand von Passagen aus offiziellen, bis heute gültigen Dokumenten der katholischen Kirche die Frage aufgeworfen werden, ob eine demokratische Gesellschaft partnerschaftlich mit einer Organisation umgehen kann, die als „Stiftung Gottes“ über-staatliche Suprematie beansprucht.

„Von Bebel bis Benedikt“

Quellenlektüre zum Verhältnis zwischen SPD und Religion / Kirchen, mit Dr. Klaus Gebauer, Bonn

Donnerstag, den 20.6.19, 11-14 Uhr

AWO, Klosterstraße 8-10, 44135 Dortmund